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Spotted:HONGKONG

16.Januar 2021 | 20:00

Dieses Konzertprogramm wurde vom Hongkong-chinesischen Komponisten Charles Kwong kuratiert. Über Hongkong, die dortige Neue Musik-Szene und die Komponist*innenauswahl sprach Artistic Manager Clemens K. Thomas mit Charles Kwong.

 

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Lieber Charles, du bist 1985 in Hongkong geboren und dort aufgewachsen – hast aber einen großen Teil Deiner Studienzeit in England verbracht. Inwiefern ist Deine Biographie typisch für einen Hongkong-chinesischen Komponisten Deiner Generation?

In der Tat neigen wir stark dazu, englischsprachige Länder (nämlich Großbritannien, die USA, Kanada und Australien) als Ziel für ein Auslandsstudium zu wählen. Dies trifft jedoch nicht nur auf Komponist*innen zu, sondern ist gängige Praxis in vielen Berufen, was weitgehend auf unsere britische Kolonialgeschichte und unsere Englischkenntnisse zurückzuführen ist.

 

Du hast Dich dennoch entschieden nach dem Studium nach Hongkong zurückzukehren. Was ist das Besondere dieser Stadt?

Ich könnte endlos darüber reden, was das Besondere an meiner Heimatstadt ist. Ich möchte aber eine Sache hervorheben, die meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient – vor allem in einem musikalischen Kontext –, nämlich die Kolonialisierung und Dekolonialisierung, die Hongkong erlebt hat. Der Diskurs über die Dekolonialisierung betrifft scheinbar nur Ex-Kolonien, aber ich finde, dass viele der Überlegungen die zahlreichen Krisen, mit denen unsere globale Gesellschaft als Ganzes heute konfrontiert ist, akut betreffen, weil viele ihrer Herausforderungen gleichzeitig auch die Probleme der Spätmoderne sind. Diese Perspektive hat mir geholfen, bestimmte Aspekte in der Kunst und Kultur meiner Heimatstadt besser zu verstehen, die Außenstehenden sonst vielleicht merkwürdig oder sogar bizarr erscheinen würden.

 

In der Reihe „Spotted:“ suchen wir in einer globalen Gegenwart nach lokalen Besonderheiten. Inwiefern gibt es so etwas wie eine hongkong-chinesische, musikalische Identität? Wie bist du bei der Programmauswahl vorgegangen?

Kunst ist untrennbar mit der persönlichen Vergangenheit und den Erfahrungen eines*einer Künstler*in verbunden. Auf der persönlichen Ebene spielt meine Verbindung mit Hongkong sicherlich eine Rolle für meine musikalische Identität. Aber diese musikalische Identität sollte nicht die gleiche Narration des musikalischen Nationalismus wie in den vergangenen Jahrhunderten sein. Geographische Unterschiede sollten heutzutage nicht mehr so sehr wie früher bestimmen, welchen musikalischen Kulturen und Einflüssen ein*e Komponist*in ausgesetzt ist. Ich denke, es ist heutzutage sehr schwierig, die musikalischen Stile oder Merkmale einer bestimmten Gruppe von Komponist*innen nach ihrer geographischen Herkunft oder Ethnizität zu verallgemeinern. In meinen Augen sollte die musikalische Identität Hongkongs nicht eine Zusammenstellung von musikalischen Eigenheiten sein, sondern sich aus den Visionen zusammensetzen – den Visionen, wie wir alle unsere Kunst als Antwort auf die Möglichkeiten und Herausforderungen, mit denen wir in dieser Stadt konfrontiert sind, betrachten und verorten.

In diesem Programm versuche ich nicht, einen Überblick über die „zeitgenössische Musik Hongkongs“ zu geben – weil das schlicht unmöglich ist. Ich stelle mehrere junge Komponist*innen aus meiner Generation vor, die meiner Meinung nach hohe künstlerische Qualitäten haben. Sie haben in ihrer jeweiligen Biographie eine unterschiedlich starke Verbindung zu Hongkong. Ich möchte daher nicht einen einheitlichen musikalischen Eindruck von Hongkong heraufbeschwören, sondern im Programm, so hoffe ich, die unverwechselbaren Persönlichkeiten vorstellen, die eine ähnliche Herkunft teilen. Daher ist weder eine „süßsauer-Pentatonik“ noch eine orientalische Textur zu befürchten, stattdessen kann Hongkong vielfältig und einfallsreich gehört werden.

In Kooperation mit PROJECT21st.

 

Lucia Kilger, Klangregie

 

Das Konzert wird vom Deutschlandfunk mitgeschnitten.

 

 

Details

Datum:
16.Januar 2021
Zeit:
20:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Ensemblehaus Freiburg
Schützenallee 72
Freiburg i.Br., 79102 Deutschland
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