Erklärung zur Nachhaltigkeit

Von Orchestern, Ensembles und kulturellen Akteur*innen im Allgemeinen wird heute immer mehr erwartet, dass sie die ökologischen Auswirkungen ihrer Aktivitäten prüfen und bei der Nutzung von Ressourcen auch ethische Beschränkungen einhalten. Das Ensemble Recherche bildet hierbei keine Ausnahme. Obwohl wir uns darum bemühen, fortschrittliche Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, erheben wir selbstverständlich nicht den Anspruch darauf, alle Antworten zu kennen. Mit dieser Erklärung wollen wir die Auswirkungen unserer Bestrebungen nicht größer machen als sie sind. Auch können Worte keine Taten ersetzen. Vielmehr möchten wir einerseits unsere Erfolge offen benennen, genauso aber auch unsere Unzulänglichkeiten anerkennen.

Das Ensemble Recherche führt den Großteil seiner Proben- und Management-Aktivitäten im Ensemblehaus durch – einem Gebäude, das im Jahr 2012, im Einklang mit den bereits damals fortschrittlichen Zielen hinsichtlich der langfristigen CO2-Bilanz von Neubauten eröffnet wurde. Ab 2024 werden wir gemeinsam mit dem Management des Freiburger Barockorchesters, mit dem wir uns das Ensemblehaus teilen, eine Energieberatung in Anspruch nehmen, um den Stromverbrauch in unserem alltäglichen Betrieb weiter zu optimieren. In einer Stadt wie Freiburg profitieren wir zudem von der meist sehr modernen Infrastruktur und von einer Politik, die Anreize für ökologische Nachhaltigkeit setzt. So steigt der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energiequellen in der Region zwar langsam, aber stetig.* Nichtsdestotrotz sind Reisen ein essentieller Bestandteil unserer Aktivitäten. Einerseits haben wir Glück viele effiziente Zugverbindungen nutzen zu können. Zur Realität gehört aber auch, dass bei sehr großen Distanzen bislang keine adäquate CO2-neutrale Option existiert. Wir glauben fest daran, dass es wichtig ist, Neue Musik an Hörer*innen in der ganzen Welt heranzutragen. Zugleich sind wir uns der umweltlichen Folgen in diesem Zusammenhang bewusst. Daher müssen wir also den kulturellen Nutzen unserer Präsenz an fernen Orten stets gegen die ökologischen Kosten aufrechnen. In dieser Hinsicht ist es unsere Politik, dass für Projekte im Ausland, für die keine praktikable Alternative zu Flugreisen existiert (wenn zum Beispiel eine Zugreise jeweils mehrere Tage in jede Richtung dauern würde), zumindest mehrere Auftritte am Zielort stattfinden müssen – und zwar solche, die nach unserem vernünftigen Ermessen einen bedeutende kulturelle Wirkung haben und bei denen unsere Präsenz nicht durch die von lokalen Künstler*innen ersetzt werden kann. 

Anderweitig bemühen wir uns, alle Aktivitäten, die Abfall oder Umweltbelastungen verursachen, möglichst zu minimieren oder gar ganz zu vermeiden. Dazu gehört auch – wo immer es möglich ist –, erneuerbare und lokal produzierte Materialien zu verwenden, übermäßig verpackte Produkte zu vermeiden und einen Großteil des bei unseren Tätigkeiten anfallenden Abfalls zu recyceln.

Nicht zuletzt ist die Förderung des Umweltbewusstseins zu einem wichtigen Ziel unserer Programmgestaltung geworden. In der Spielzeit 2022/23 haben wir mit „A Song of Salt and Water“ ein Projekt für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren entwickelt, das die Auswirkungen menschengemachten Mülls auf Meeres-Ökosysteme veranschaulicht. In der aktuellen Spielzeit richtet das „Museum of a Future Past“ die Aufmerksamkeit auf die reale Bedrohung, dass der Klimawandel verschiedene natürliche und menschenbezogene Phänomene verschwinden lässt – und damit auch die Klangkulissen, die zu ihnen gehören (z.B. die Kulturen tiefgelegener Küsten-Communities, die Gesänge von Zugvögeln, die gedämpfte Soundscape einer frisch vom Schnee bedeckten Stadt…). In zukünftigen Projekten werden wir versuchen, unsere Rolle als Künstler*innen und Interpret*innen weiter zu nutzen, um die Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt – sowohl als Gesellschaft als auch als Individuen – kritisch zu untersuchen. 

Das ist die erste Fassung unserer „Erklärung zur Nachhaltigkeit“. Wie die Ziele, von denen sie handelt, ist auch sie selbst ein „work in progress“. Wir hoffen aber, dass diese Erklärung im Lauf der Zeit von immer mehr positiven Veränderungen berichten kann – wenn wir uns den Anforderungen an echte Nachhaltigkeit weiter annähern.

* 2011 stammte 19,9% des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen, 2020 bereits 40,6% (Quelle: www.statistik-bw.de) 

Statement on Sustainability

Today, orchestras, ensembles and cultural practitioners in general are increasingly expected to examine the ecological impact of their activities and observe ethical constraints on their use of resources. Ensemble Recherche is no exception to this, and while we endeavour to devise and adopt progressive measures, we obviously do not claim to have all the answers. In including this statement here, we do not seek to exaggerate the impact of our efforts or to substitute words for real actions; rather, we wish to openly cite our achievements but also acknowledge our shortcomings.

Ensemble Recherche undertakes most of its rehearsal and management activities at Ensemblehaus, a building that was opened in 2012 in line with what were already progressive targets regarding the long-term carbon footprint of new constructions. In 2024, in cooperation with the management of the Freiburger Barockorchester (with whom we share Ensemblehaus), we will work with an energy consultant to further optimise the use of electricity in our day-to-day operations. Being based in a city like Freiburg, we also enjoy the benefits of mostly very modern infrastructure and policies intended to incentivise ecological sustainability; for example, in the region, the proportion of electricity produced from renewable sources is increasing*, albeit slowly, year by year. However, travel is an essential part of our activities, and while we are fortunate to have access to efficient rail services, it is the simple reality that when very long distances are involved, no adequate carbon-neutral option exists. We believe strongly in the importance of presenting new music to audiences around Europe and elsewhere in the world but are acutely aware of the environmental impact associated with this. We are therefore regularly compelled to weigh up the cultural benefit of our presence in distant locations against the ecological cost thereof. In this regard, it is our policy that for projects abroad for which no feasible alternative to air travel exists (i.e., such a trip by train would take several days in each direction), there must, at the very least, be multiple engagements at the destination which will have what we would reasonably consider to be a significant cultural impact and for which our participation could not be substituted by that of local artists.

In other respects, we are making considerable efforts to minimise or avoid altogether activities which generate waste or pollution. This includes sourcing renewable, locally produced materials wherever possible, actively avoiding products which come with excessive packaging and recycling the majority of the waste resulting from our operations.

Finally, the promotion of ecological awareness has become a major goal in our programming. For example, in our 2022-23 season, “Song of Salt and Water,” a project intended for children aged 6 to 12, was intended to illustrate the effects of anthropogenic waste on marine ecosystems; in the current season, the “Museum of a Future Past” project draws attention to the plausible threat of the disappearance of various natural and human-related phenomena—and their accompanying soundscapes—due to climate change (the cultures of many low-lying coastal communities, the songs of migrating birds, the hushed atmosphere that descends upon a city that has just been blanketed in snow…). In future projects, we will endeavour to continue to use our position as artists and performers to critically examine how our actions, as a society but also as individuals, impact the environment.

This is the first version of our ensemble’s Statement of Sustainability. Like the objectives it describes, it is a work-in-progress… but we hope that over time it will evolve to reflect positive changes as we move further in line with what is required to achieve genuine sustainability. 

*40.6% of electricity from renewable sources in 2020, compared to 19.9% in 2011 (source: www.statistik-bw.de)