Wie zeitgenössisch ist Musik im 21. Jahrhundert, wenn sie sich weiterhin so eurozentrisch gibt? 

In einer Kooperation mit dem Goethe-Institut hat das Ensemble Recherche Komponist*innen aus Entwicklungs- und Schwellenländern zu einem künstlerischen Austausch eingeladen. Das Projekt „Postcolonial Recherche“ wurde kuratiert vom südafrikanischen Komponisten Bongani Ndodana-Breen und bestand aus mehreren virtuellen Residencies über einen Zeitraum von einem Jahr. Gemeinsame Diskussionen über (post-)koloniale Verhältnisse mündeten in künstlerischen Arbeiten.

Zeitgleich wurde mit Kompositions-Studierenden der Musikhochschule Freiburg zusammengearbeitet, ebenfalls in Zusammenhang mit dem Themenfeld Postkolonialismus. Am Ende der einjährigen Zusammenarbeit stehen musikalische Performances und so manche Erkenntnis über unsere eigenen Bewertungsmuster.



28.09.2022: Exit plus Ultra

Seit der Neuzeit prägt die Idee vom stetigen Fortschritt die europäische Kultur: In seiner Essay-Sammlung „Karte, Uhr und Partitur“ zeigt der Freiburger Komponist Johannes Schöllhorn Parallelen zwischen kolonialer Welteroberung und musikalischem Fortschrittsdenken auf. Mit den postkolonialen Debatten entstehen jedoch vermehrt Zweifel an diesem Fortschrittsglauben. Wie lässt sich aus einem westlich-musikalischen Blickwinkel kritisch mit der eigenen kolonialen Geschichte und deren gegenwärtigen Folgen umgehen? Und wie komponieren Künstler*innen aus ehemals kolonisierten Ländern? Das Projekt „Exit Plus Ultra“ präsentiert sechs musikalische Perspektiven auf diese Fragen und mündet in ein Konzert in Freiburg sowie einen Radioessay für den Deutschlandfunk.


Mit Uraufführungen der Werke von
Johannes Schöllhorn, Farzia Fallah, Leopold Hurt, AJ Villanueva, Macri Cáceres, Ayò Olúrantí


ENSEMBLE RECHERCHE
Anja Clift, Flöte
Eduardo Olloqui, Oboe
Shizuyo Oka, Klarinette
KLaus Steffes-Holländer, Klavier
Christian Dierstein, Percussion
Melise Mellinger, Violine
Sofia von Atzingen, Viola
Åsa Åkerberg, Violoncello

Elisa Erkelenz, Dramaturgie
Lena Drieschner, Sylvana Seddig, Schauspiel
Jakob Boeckh, Visual Artist




05.12.2022 – Postcolonial Recherche

In diesem Sonderkonzert ergänzen sich die Perspektiven der Studentinnen aus Korea, Singapur und Deutschland mit denen der Postcolonial Recherche Fellows aus Kolumbien/Hongkong, Iran, Ukraine und Argentinien. 

Bongani Ndodana-Breen, Kurator von „Postcolonial Recherche“ über das Projekt: „Dank ‚Postcolonial Recherche‘ bekamen nicht nur aufstrebende Komponisten aus dem Globalen Süden die Chance, mit dem Ensemble Recherche zu arbeiten, sondern auch das Ensemble hatte die Gelegenheit, spannende künstlerische Positionen kennenzulernen und die eigene Haltung konstruktiv zu hinterfragen. Eine mehr als bereichernde Zusammenarbeit!“

Mit Uraufführungen der Werke von

Patricia Martínez, Camilo Mendez, Rojin Monibi, Adrian Mocanu, Joey Tan, So-Jeong Yoo, Doyoon Yoon und Elisabeth Fußeder


ENSEMBLE RECHERCHE
Anja Clift, Flöte
Eduardo Olloqui, Oboe
Shizuyo Oka, Klarinette
Klaus Steffes-Holländer, Klavier
Christian Dierstein, Percussion
Melise Mellinger, Violine
Sofia von Atzingen, Viola
Asa Akerberg, Violoncello

Bongani Ndodana-Breen, Kurator 



08.03.2023: Subsahara

Wie klingt Freiburg aus einem westafrikanischen Hörwinkel? Was geschieht, wenn diesmal nicht „wir“ auf „die anderen“ sehen, sondern umgekehrt? Der ghanaische Musiker, Performer und Fashiondesigner STELOOLIVE richtet sein Ohr auf die Klänge der Stadt und kreiert gemeinsam mit dem Ensemble Recherche einen afrikanisch-europäischen Konzertabend.

Das Konzert im Jazzhaus zeigt, neben STELOOLIVE, fünf weitere musikalische Positionen aus Afrika. Eine davon kommt von Bongani Ndodana-Breen, Co-Kurator des Projekts „Postcolonial Recherche“. Njabulo Phungula greift in seinem Stück ein Gedicht von Arthur Rimbaud und das Verhältnis von Musik, Sprache und Identität auf. Monthati Zenzile Masebe, ebenfalls aus Südafrika, arbeitet mit Musikarchiven, indigenen und klassischen Instrumenten und mit digitaler Technologie. Mit Tebogo Monnakgotla ist des Weiteren noch eine südafrikanisch-schwedische Komponistin im Programm enthalten, deren Texturen Ansätze von Minimal-Music enthalten. Schließlich lässt noch Ayọ̀ Olúrántí die Prinzipien von Dùndún-Musik der Yorùbá in Nigeria in seine Kompositionen einfließen.

Mit Werken von

STELOOLIVE, Njabulo Phungula, Monthati Masebe, Ayò Olúrantí, Bongani Ndodana-Breen, Tebogo Monnakgotla


ENSEMBLE RECHERCHE
Anja Clift, Flöte
Eduardo Olloqui, Oboe
Shizuyo Oka, Klarinette
Klaus Steffes-Holländer, Klavier
Christian Dierstein, Percussion
Melise Mellinger, Violine
Sofia von Atzingen, Viola
Åsa Åkerberg, Violoncello


Bongani Ndodana-Breen, Co-Kurator

STELOOLIVE, Sound-Artist, DJ